Wenn wir daran glauben, dass es notwendig ist nach der Zufriedenheit Allahs, des Erhabenen zu streben und wir wirklich danach streben, so müssen wir einige praktische Schritte befolgen, welche uns die Türen dazu öffnen. Und dazu zählen:
1. Das Streben nach dem Kennenlernen der guten und schlechten moralischen Eigenschaften: Auf dieselbe Weise, auf die der Mensch danach strebt, die Dinge kennenzulernen, die er benötigt um seine weltlichen und diesseitigen Angelegenheiten, wie z.B. seinen Unterhalt in diesem Leben zu regeln, genau so muss er auch danach streben das kennenzulernen, was er benötigt, um seine jenseitigen Angelegenheiten zu regeln. Das, wenn wir nicht davon ausgehen, dass er seinen jenseitigen Angelegenheiten in Wirklichkeit eigentlich noch viel mehr Aufmerksamkeit und Priorität geben müsste.
Der Weg hierfür ist, dass der Mensch das erforscht, was Allah, der Erhabene festgelegt hat für die Reglung der Beziehung zum Schöpfer und für die Beziehung zu den anderen Mitmenschen, seien es die Eltern, die Freunde oder die Gesellschaft im Allgemeinen. Abgesehen davon, dass er das erforschen muss, was Allah, der Erhabene verboten hat, was seine Beziehung zu Gott und zu den anderen angeht.
2. Die Seele an die guten moralischen Eigenschaften angewöhnen: Das Kennenlernen der guten und schlechten moralischen Eigenschaften reicht an sich nicht aus, damit der Mensch die guten Eigenschaften tatsächlich annimmt und die schlechten tatsächlich ablegt oder sich von ihnen entfernt. Vielmehr muss er darauf hinarbeiten, dass er seine Seele schrittweise daran gewöhnt. Wenn er sich daran gewöhnt, die Gottesdienste zu verrichten, und die verbotenen Handlungen zu unterlassen, so wird ihm das den Weg zur Läuterung der Seele erleichtern.
Es wird überliefert, dass der Fürst der Gläubigen (a.) sagte: „Wahrlich, sie ist meine Seele, ich zähme sie durch die Gottesfurcht, damit sie am Tage der großen Angst in Sicherheit ist (…).“[1]
3. Die Besonnenheit und Nachdenklichkeit: Der Mensch muss über jede Handlung gut nachdenken, bevor er sie begeht. Es kann sein, dass man eine schlechte Tat verrichtet, nur weil man davor nicht gut durchdacht und zu voreilig gehandelt hat und so verfällt man in eine Sünde. In einer Überlieferung von Imam Ali (a.) heißt es: „Das Nachdenken über die Handlung, schützt vor der Dummheit (…).“ [2]
Das Nachdenken über die Handlung, bevor man sie ausführt verhindert also, dass man in eine Sünde verfällt.
4. Die Wahl guter Freunde und die Fernhaltung von schlechten: Eine der größten und grundlegendsten Bürden, welche im Weg der Läuterung der Seele steht, sind die schlechten Freunde. Genauso ist es eines der größten Gnaden und besten Hilfsmittel für die Läuterung, gute Freunde zu haben. Daher wird in den Überlieferungen Wert darauf gelegt, von schlechten Freunden Abstand zu nehmen. So heißt es über den Fürsten der Gläubigen (a.), dass er sagte: „Hüte dich davor, dich einem schlechten Freund beizugesellen, denn er vernichtet seinen Freund (…).“[3]
Gleichzeitig wird von ihm in einer weiteren Überlieferung großen Wert darauf gelegt, sich den Gelehrten anzufreunden: „Es wundert mich, wie jemand, der danach strebt, sich viele Freunde anzueignen, dass er sich nicht den Gelehrten anfreundet (…)“[4]
5. Das Fernhalten von Dingen, welche zu einer Sünden führen könnten: Der Mensch verfällt dann in die Sünde, nachdem der Teufel die Übel befehlende Seele verführt. Aus diesem Grund muss der Mensch, der daraufhin arbeitet seine Seele zu erziehen und zu läutern, darauf aufpassen, wohin ihn seine schlechten Begierden und Gelüste hinlenken, denn wenn er seiner Seele die Türen öffnet, wenn auch nur in einer begrenzten Weise, so verlangt seine Seele noch mehr und sehnt sich nach mehr. In einer Überlieferung von Imam al-Sadiq (a.) heißt es, dass er sagte: „Das Gleichnis des Diesseits ist gleich dem Meereswasser. Jedes Mal, wenn der Durstige davon trinkt, so wird sein Durst größer, bis er ihn umbringt.“[5] Daher muss man sich von den Orten fernhalten, welche zu Sünden führen könnten.
Weiterhin zählt zu den Methoden der Bewahrung vor dem Begehen von Sünden, die Distanzierung von Orten, an denen der Mensch der Sünde näher ist.
6. Die vollstände Wachsamkeit: Die Stunde der Unachtsamkeit ist es, welche den Menschen dazu verleitet, eine Sünde zu begehen. Die übelbefehlende Seele nutzt diese Stunde, in der der Mensch in einem Schlaf der Unachtsamkeit gegenüber Allah, dem Erhabenen verfallen ist, aus, um ihn dadurch zur Sünde zu verleiten. So heißt es in einer Überlieferung von Imam Ali (a.), dass er sagte: „Wehe jenem, den die Unachtsamkeit überkommen hat, wodurch er die Reise vergessen und sich nicht vorbereitet hat.“[6]
Aus diesem Grund muss der Mensch sich bestens für das Jenseits vorbereiten und sollte nicht vergessen, dass seine Reise den Tod durchlaufen wird und den Übergang vom Diesseits zum Jenseits. So heißt es in einer Überlieferung: „Wie viele Unachtsame gibt es, die ein Kleid nähen, um es anzuziehen, wobei es (in Wirklichkeit) ihr Todesgewand ist und (wie viele) bauen ein Haus, um es zu bewohnen, wobei es (in Wirklichkeit) der Ort ihres Grabes ist.“[7]
7. Die Hinwendung an Allah, den Erhabenen: Der Mensch muss von Allah, dem Erhabenen erflehen, dass Er ihm bei der Läuterung und Erziehung seiner Seele hilft und beisteht. Daher muss er das Bittgebet als Instrument und Mittel nutzen, wodurch er es schaffen kann, seine übelbefehlende Seele zu besiegen und seine schlechten Angewohnheiten loszuwerden. In einer Anrufung von Imam Zain ul-Abideen (a.) heißt es:
„Mein Gott, ich erhebe meine Klage zu Dir über eine Seele, die Schlechtes gebietet und zur Sünde eilt, die sich mit Ungehorsam Dir gegenüber begnügt und Deine Missbilligung verursacht. Sie führt mich auf die Wege des Verderbens und macht mich bei Dir zum niederträchtigsten Frevler. Ihre Entschuldigungen sind zahlreich und ihre Hoffnungen unablässig. Wenn ihr Schlimmes zustößt, ist sie voller Klage, doch wenn ihr Gutes widerfährt, gibt sie sich knausrig. Sie neigt zu Spiel und Tand und sinnlosem Zeitvertreib und ist tief in Unachtsamkeit und Vergesslichkeit versunken. So sehr sie mich zur Sünde drängt, hindert sie mich doch an der reumütigen Umkehr.“[8]
[1] Nahj ul-Balagha, Band 3, Seite 71
[2] Mizaan ul-Hikmah, Muhammad al-Rishihri, Band 3, Seite 1834
[3] ebd., Band 2, Seite 1583
[4] ebd., Band 2, Seite 1584
[5] Al-Kaafi, Sheikh al-Kulayni, Band 2, Seite 136
[6] Mizaan ul-Hikmah, Muhammad al-Rishihri, Band 3, Seite 2282
[7] Al-Amaali, al-Saduq, Seite 172
[8] Anrufung der Klagenden, Sahifa al-Sajadiyyah